Ausstellung „Große Freiheit 100“ vom 08.03. bis 30.03.2014 in der BBK-Galerie
Nachdem der Kinofilm „große Freiheit Nr.7“ im Jahr 1944 fertig abgedreht war, fiel er der Zensur zu Opfer. Das Wort Freiheit war zur Worthülse verkommen. Viel geändert hat sich seit damals nicht. Manchmal und unter besonderen Umständen ist es auch heute mit der Freiheit nicht weit her. Menschen, die unter solchen Bedingungen aus ihrer Heimat geflohen sind, haben in der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber eine vorläufige Bleibe gefunden.
Besonders einladend sehen die Gebäude, die seit dem 3. Reich immer als Kaserne gedient haben, wirklich nicht aus. Ob sich da der freiheitliche Geist ausbreiten kann von dem viele Asylbewerber geträumt haben?
Derartiges Träumen ist den Teilnehmern der Ausstellung „Große Freiheit Nr. 100“ in unserer BBK –Galerie gründlich abhandengekommen. Die Zahl 100 haben sie ganz bewusst gewählt, um auf die Hausnummer der unsäglichen Unterkunft in der Veitshöchheimer Straße aufmerksam zu machen.
Raschid Jalei, spricht zu uns in der Sprache der Photographie. Er hat die Heimbewohner portraitiert. Er weiß, wovon er spricht, denn er lebt, seit er vor 2 Jahren aus dem Iran geflohen ist, in dieser Gemeinschaftsunterkunft. Das Erscheinungsbild des Menschen interessiert den gelernten Photographen. In den Gesichtern von 25 Portraits, die meist in schwarz – weiß gehalten sind spiegeln sich Schrecken, Trauer und Enttäuschung aber vereinzelt auch Stolz und Hoffnung. Die Lebensgeschichten in diesen Bildern sprechen Bände.
Auch Manais Arbab stammt aus dem Iran. Schon in seiner Heimat war er künstlerisch tätig, dort hat er Kinderbücher illustriert. Auch er hat die ominöse Würzburger Gemeinschaftsunterkunft durchlaufen oder durchlitten. Ausgehend dieser Erfahrungen inszenierte er den Kurzfilm „Utopia“, den er zur Vernissage den Besuchern präsentierte. Heraus gekommen ist dabei eine Art Autobiografie in bewegten Bildern, das Leben eines jungen Mannes, seine Träume, die Flucht und die melancholischen Auswirkungen der Realität.
Die Anregung zu dieser Ausstellung kam von unserer Galerieleiterin Gabi Weinkauf. Weil sie fast täglich auf dem Weg in unsere Galerie, an der Gemeinschaftsunterkunft vorbeifahren musste, kam ihr der Gedanke, einige der Asylsuchenden zu einer künstlerischen Zusammenarbeit zu bewegen. Es hat geklappt und außerdem ist Weinkauf durch diesen Kontakt zu einer eigenwilligen Installation angeregt worden: Sie hat sich den Stacheldraht aushändigen lassen, den die Stadt 2009 von der Umzäunung entfernen hat. Den hat sie als Begrenzung eines Stahlgerüstes in unserer Galerie wieder aufziehen lassen. Gemeinschaftsunterkunft hat sie dieses abschreckende Gebilde genannt. Aber wie bei der legendären Büchse der Pandora, verbreitet sich auch da nur der Schrecken. Die Hoffnung bleibt zurück.
Es ist die Hoffnung, dass am Ende die Kunst Hindernisse überwindet und die Freiheit obsiegt.
Magnus Kuhn
Foto: Katrin Heyer