Pressemitteilung

Künstler fragen, Politiker antworten

Neues von unserer BBK - Gesprächsreihe: Kunst als Beruf.

Gewiss, es war Kommunalwahlkampf und gewiss, es waren in Würzburg Oberbürgermeister Wahlen angesagt. Und trotzdem, es war schon etwas Außergewöhnliches, dass zwei namhafte Politiker zu uns in die BBK – Galerie gekommen sind, um einer Handvoll Künstler und Kunstinteressierter Rede und Antwort zu stehen.

Gekommen war zunächst einmal Oliver Jörg, der für den Stimmkreis Würzburg im Bayerischen Landtag sitzt und Christian Schuchardt, damals noch Kämmerer, jetzt aber frisch gebackener Oberbürgermeister der Stadt Würzburg. Unser erster Vorsitzender Dierk Berthel hatte alle Interessierten für den 14. März um 20 Uhr zu einem Meinungsaustausch in unsere Galerie eingeladen. Für Oliver Jörg war die Beschäftigung mit Kunst und Kultur nicht Neues. Als Vorsitzender des Landtagsausschusses für Hochschule, Forschung und Kultur weiß er, wie schwierig sein kann, gemeines Volk, Geld und Kunst unter einen Hut zu bringen. Aber offensichtlich tut sich da mehr als allgemein wahrgenommen wird.

Die Kreativbranche erwirtschaftet nach seiner Aussage allein in Bayern jährlich an die 34 Mrd. € Umsatz. Wenn man diese Statistik mal genauer anschaut, bleiben für die bildenden Künstler, also uns da unten, gerade mal 1 Mrd. € übrig. Das ist trostlos und auch Oliver Jörg war dabei unbehaglich zumute. „Was wollen die Künstler von der Politik?“ so fragte er in den Raum. Die Geringschätzung des Schaffens freier Künstler durch die Allgemeinheit wird auch die Politik so schnell nicht ändern, aber im öffentlichen Raum und bei der Förderung von Projekten, da scheint sich doch einiges zu bewegen. „Wir sind die Schuhschachtel - Architektur leid“ meinte dazu Christian Schuchardt. Das kann durchaus als Aufruf zu mehr Kunst am Bau verstanden werden. Und in der Tat sollte es sich die Künstlerschaft nicht so einfach gefallen lassen, dass Architekten schon eine etwas eigenwillige Fassade als „Kunst am Bau“ hinstellen. Wir hier im Kulturspeicher, wissen wovon wir reden, kostet doch, wie schon mehrfach erwähnt, die Reinigung der Fenster hinter der Steinabdeckung alle 10 Jahre über 300 000 €.

In seiner alten Eigenschaft als Kämmerer der Stadt Würzburg hatte Schuchardt im letzten Jahr über 150 000 € an Mitteln für Kunst am Bau zur Verfügung gestellt. Ergeht da womöglich ein Aufruf an uns, aktiver zu sein und sich von Ämtern nicht so einfach abschütteln zu lassen? Das ist zwar lästig, weil gewisse Formalitäten einzuhalten sind, mit denen Künstler nicht auf Anhieb vertraut sind. Aber es müsste sich lohnen, denn erstens kann man hinzulernen und zweitens ist es wesentlich anstrengender, dauernd in Armut zu leben. Man wird gespannt drauf achten, was sich da im öffentlichen Raum tut. Vor über 100 Jahren ließ sich Adolf Loos in seiner Streitschrift „Ornament und Verbrechen“ über Schmuckwerk in der Architektur aus. Aber wo, außer in der Mathematik, sind Lehrsätze schon für die Ewigkeit gemeißelt. Vielleicht führt Architektur ganz ohne Ornament am Ende zum Erbrechen.

Magnus Kuhn
Foto: Katrin Heyer