Pressemitteilung

Feuer und Stahl am großen Fluss

Kunst am Bau: Matthias Engerts Feuermal für die Würburger Feuerwehrschule

Wer Matthias Engert in seinem Atelier besucht, braucht sich über die Bitte „haste mal Feuer?“ nicht zu wundern. Es ist nicht das Verlangen sich eine Kippe anzuzünden, das ihn zu diesem Ansinnen treibt, es ist die Notwendigkeit, eines seiner Schweiß- und Lötgeräte anzuzünden. Als gelernter Goldschmied kennt er sich aus mit Feuer. Sonst eher gewohnt, Edelmetall feinmotorisch mit Hitze zu gestalten, hat er diesmal sein Können dazu genutzt, eine weithin sichtbare Flammenplastik aus Stahl zu bauen. „Wer hat ihn dazu gebracht, sich an klassischer Schmiedearbeit zu versuchen“, so fragt man sich erstaunt. Es war die staatliche Feuerwehrschule in Würzburg. Hierher werden Feuerwehrleute aus ganz Bayern geschickt, um die Kunst des Feuerlöschens von der Pike auf zu lernen.

Damit die Ausbildung auch auf dem Wasser sichergestellt ist, wurde jetzt am Main extra ein neues Hafenbecken angelegt „Das ist genau der richtige Ort für „Kunst am Bau“ so dachten sich die Architekten. „ Hier könnten doch Löschkunst und bildende Kunst weithin sichtbar zusammen geführt werden.“ Also wurde ein eingeladener Wettbewerb ausgeschrieben, der es in sich hatte.

Alles, Feuer, Wasser, Schiffsverkehr und sogar Wellen sollten symbolisch in einer Plastik vereint werden. Außerdem sollte das Ganze noch Wind, Wetter und sogar dem gefährlichen Mainhochwasser trotzen. Soviel auf einmal, das geht nun wirklich nicht, so meint kopfschüttelnd der Laie. Doch, das geht und Matthias Engert hat es bewiesen; er hat mit seinem Entwurf der Plastik „FeuerWasser“ den Wettbewerb gewonnen. Fast 5 Meter hoch ist sein Entwurf geworden, zusammengesetzt aus verschiedenen Stahllegierungen. Cortenstahl symbolisiert dabei die Flammen und ein davor angebrachter Bug aus Edelstahl kämpft tapfer gegen die Kraft der Wellen an. Aber zuvor musste noch das Problem mit der Statik gelöst werden. Diese Aufgabe hat zum Glück ein Ingenieurbüro gelöst. Dann aber musste die fertig gestellte Plastik auf einer schmalen Hafenmole aufgestellt werden. Schwimmkran- oder Hubschraubertransport schieden da aus Kostengründen aus.

Also war nur eine zerlegbare Konstruktion möglich, die auf der Mole aus Einzelteilen zusammengebaut werden konnte. Engert meisterte auch diese Hürde. „ Herr Engert, sie sind ja nicht nur Künstler, Sie sind auch Ingenieur!“ hieß es dazu von Seite des Bauherren. Selbstverständlich freute sich der Meister über diese Anerkennung, aber ebenso wurde ihm eine Grundregel jeder künstlerischen Umsetzung bewusst: die Kosten wachsen exponentiell zur Größe einer Plastik. Betriebe mit Spezialausstattung wie Hochdruck - Wasserschneider, Schutzgas - Schweißanlage und Schwerlastkran müssen herangezogen werden. „ Der Entwurf war kein Problem, der Aufbau war eine Wahnsinnsschinderei.“ erinnert sich Engert. Aber am Ende hat sich die Arbeit für alle gelohnt. Er hat sich gelohnt für Engert, der während der Arbeit viel Neues gelernt hat; es hat sich gelohnt für die Feuerwehrschule, deren Arbeit endlich eine passende Würdigung gefunden hat; und es hat sich gelohnt für den staunenden Spaziergänger am Mainufer. Er kann auf einer Schautafel Auskunft über die Symbolik der Plastik und Aufgaben der Feuerwehrschule erhalten. Aber vor Allem kann er sich an den Farbspielen erfreuen, welche die Patina der Stahloberflächen in Wolken und Wasser zaubert.

Magnus Kuhn
Foto: Matthias Engert